Sonntag, 27. September 2015

Wolf Hamm: Literatur auf Hundepfoten: Frisch zurück



Zehnter Tag

Meine Augen brennen, Durst quält mich, meine Pfoten zittern, mein Mund ist trocken – ja, es sind die Anzeichen einer durchwachten Nacht. Das war deine letzte böse Tat, Mira!
Es sind siebenundzwanzig Gedichte in dieser Nacht entstanden. Ich schrieb wie im Rausch. Ich hatte alles vergessen. Ich schwebte im luftleeren Raum und schrieb und schrieb …
Wütend war ich auf Auguste. Sie hat mein Schreibheft entdeckt und gelesen!!! Meine ganze Liebesgeschichte! Ich schämte mich abgrundtief. Ich war beleidigt. Auf dem Weg zum Zentrum Pilsens hat sie anderen auch noch meine Gedichte vorgetragen, obwohl ich knurrte.
Die ganze Wanderung war mir vermiest.
Zu meiner großen Überraschung nahm mich Auguste zur Abschlusslesung in die Galerie in Pilsen mit und platzierte mich in die erste Reihe. Dann las sie eines ihrer neuen Gedichte vor, und nach ihr kamen viele andere. Ich schlief erschöpft ein.
Dann hörte ich plötzlich meinen Namen: „Wastl Grantinger bekommt angesichts seiner einmaligen literarischen Leistung den Sonderpreis der ‚Literarischen Wanderer Regensburg/Pilsen‘“. Schlaftrunken wurde ich von Auguste auf die Bühne gezerrt. Die tschechische Leiterin, Tamara, hängte mir eine Medaille um den Hals und die Regensburgerin Marita schenkte mir die Weißwurst, die ich am Anfang so vermisst hatte. Was für Frauen, die die Qualität meiner Gedicht richtig einschätzen, Ein Hoch auf sie. Glückliches Ende.
Als Mira auf mich zuhüpfte, um mir zu gratulieren, drehte ich ich um und ging hinaus, ohne mich umzusehen.

Nach meiner Ehrung gingen wir in das Parkánu, eine lautstarke und kalorienreiche Wirtschaft. Ich bekam sogar einen Ehrensitz auf der Bank!
Da verkünden Vaclav und Auguste, dass Sie heiraten werden. Genau über der deutsch-tschechischen Grenze wollen sie ein Haus bauen, zur Hälfte auf der deutschen, die andere Häfte auf der tschechischen Seite. Dort sollen die beiden Schriftstellerverbände zu einer jährlichen Lyrikwoche einkehren und Gedichte schreiben.
Und sie wollen noch den Wastl-Grantinger-Liebeslysik-Preis ausloben, sagten sie!
Oder war das ein Scherz?

Mit der Literatur sind wir gegangen, alle haben rote Wangen,
mancher hat auch noch die Gicht, zurückgeblieben ist keiner nicht.
Nun wart ich auf die Literatur, bitte keine Gedichte nur,
schreibt so kreativ wie ihr gegangen, damit noch röter werden die Wangen 
und die Wanderstiefel nicht an der Wand mehr hangen.

Wastl Grantinger, im Jahre des Herrn 2015
Bin doch froh, wenn ich wieder mit meinem Herrchen auf Verbrecherjagd gehen kann.

2 Kommentare:

  1. Was für eine schöne Geschichte! Mit Wastls Herrchen auf Verbrecherjagd gehen mache ich auch bald! Das Buch liegt schon auf meinem Nachtkästchen :)

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  2. Liebe Julia,
    ach, ich will auch gerne auf deinem Nachtkästchen liegen, aber dieser Autor kommt immer zu spät auf gute Ideen.
    So liege ich auf dem den Boden und träume von Mirka.
    Schlafe gut, liebe Julia, und ein fröhliches WuffWuff

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