Neunter Tag
Es ist passiert!
Plötzlich ist er aufgetaucht, heute, am vorletzten Tag. Ich hatte Mira am
Vormittag schon so weit, dass sie wieder mit mir schnauzelte, da brachte eine
Frau ihren „Herrn Wuffi“ – sie schämte sich nicht, ihm so zu rufen - zur Gruppe
mit. Mira lief spfort zu ihm über. Das war es dann für mich. Dieser „Herr Wuffi“,
das hat dann Vaclav Auguste erzählt, war Sieger des männlichen
Welt-Schönheitswettbewerbs aller kleinwüchsigen Rassen. „Das Frauchen ist dann
auch noch Jurymitglied für den die Miss World-Wahl. Das weiß natürlich Mira.“
Ich schlich mich in den Wald über Zlom, jagte ein paar Rehe, biss in dünne
Baumstämme, bis mein Zahnfleisch blutete, heulte mit den Krähen um die Wette
und war zum Mittagessen in Mantov. Was hatte ich für einen Hunger! Die Liebe zu
Mira hatte mir den Magen verklebt. Mira war jetzt aus mir herausgebellt.
Erleichtert wandelte
ich zum Kloster Chotěšov. Durfte es nicht betreten. Nach beinahe zwei Stunden –
im Kloster fand auch noch die tägliche Lesung statt -, schlenderten eng
umschlungen Auguste und Vaclav durch die Klosterpforte. Bei ihnen scheint es
besser zu klappen als bei mir.
Es war ein abenteuerliches
Gelände. Beinahe Ruinen, aber mit einem neuen Dach. Abenteuerspielplatz. Ein
Ort für Gespenstergeschichten. Mir reicht mein Gespenst namens Mira.
Aber ich hatte ja Mira
schon völlig vergessen! Oder?
In Plzen-Doudlevce musste
ich vor Augustes Tür schlafen. Warum nur? Vaclav durfte ja auch rein! Schläft
wohl in meiner Betthälfte.
Ich bin so allein, in
dieser schweren Stunde: „O Mira, meine Sehnsucht …“
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