Vierter Tag
Mein erster Gedanke
heute: „Mira. Mira ammirabilis“. Hab mal Latein gelernt. Sofort war ich
hellwach. Die Tante Auguste stupste ich aus dem Bett: Jetzt jammerte sie auch
etwas von Schmerzen in den Knien. Ich wollte raus, zu Mira. Da sah ich sie. Anmutig
markierte sie einen Strauch. Ich gleich daneben. Wie es mir ginge, wollte sie
wissen. Ich konnte nur seufzen. Dann kam ihr Herrchen und führte sie weg. Mein
Frühstück fiel aus: Liebesweh!
Nur sechzehn Kilometer
heute. Wenn die Tante Auguste nicht so viel reden würde! Sie erklärte dem
Herrchen von Mira, dass ihre Knie zwar sehr schmerzhaft seien, aber: „Ertragen
von Schmerzen erhöht die Weisheit und die literarische Produktivität.“
Mira und ich ließen die
beiden allein und tollten um den Großen Rötelseeweiher. Was für eine Hündin!
Elegant und energisch, zart und zupackend, sanft und schlagkräftig. Dann
mussten wir uns trennen. O Schmerz!
Fröhlich kam Auguste
von der Abendlesung zurück; muss lustig gewesen sein. Sie schwärmte von einem
Komponisten, einem Sänger, eigentlich von allen, die da waren. Oh, wäre ich nur
so glücklich wie die!
Mira, meine Liebe, meine
Gefühle für dich machen mich stumm. So erlebe ich, was Lord Chandos schrieb.
Meine Sprache ist mir durch dich in Cham abhandengekommen. Nur Seufzer
entringen sich meiner Brust. Die Leiden des jungen Wastl Grantinger. Soll ich diesen
Roman schreiben?
Vier Stunden lag ich
nachts vor einem leeren Blatt Papier, um wieder ein Gedicht für Mira zu
schreiben.
Immer nur schrieb ich
das Wort „du“ hin.
Du Du Du Du Du Du Du Du
Du Du Du Du Du Du
Ich
Das reimt sich auch gar
nicht. Papierkorb!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen